Trotz der strengen Disziplin Müll ordentlich zu trennen, hat jeder sich wenigstens Einmal damit beschäftigt, ob das alles Sinn hat. Es wird alles vorbildlich, ordentlich sortiert und getrennt aber am Ende ist das Ergebnis nicht befriedigend. Alle Flüsse, Meere und Ozeane werden mit Plastikverpackungsmüll verseucht.
Von der ganzen Gesamtplastikmüllmenge wird nur 50 % recycelt, der Rest wird verbrannt oder in Entwicklungsländer exportiert.
Die Exporte nach Südostasien sind problematisch und müssen schnellstmöglich reguliert werden.
220 Kilogramm Verpackungsmüll verursacht jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Im EU-Vergleich produziert Deutschland seit Jahren den meisten Verpackungsmüll.
Das Umweltbundesamt behauptete, die privaten Verbraucherinnen und Verbraucher seien für knapp die Hälfte des entstandenen Verpackungsmülls verantwortlich. Dies stimmt so nur zum Teil, da Verbraucher oftmals kaum auf Verpackungsfreie Alternativen zurückgreifen können. Die Rahmenbedingungen dafür muss zuerst von der Politik geschaffen werden.
Laut Statistischen Bundesamt kamen 2017, 18.000 Tonnen Plastikmüll aus Deutschland in die Türkei, 2018 schon 50.000 Tonnen. Die Türkei hat selber große Menge an Plastikmüll, davon wird aber nur ca. 10 % recycelt und der Rest sauberer, sortenreiner Müll aus Deutschland importiert, damit er als Second-Hand-Rohstoff genutzt werden kann.
Aber auch diese Produkte sind irgendwann wieder Müll. Im schlimmsten Fall landet er im Meer.
Seit 2018 die Volksrepublik China hat den Plastikmüllimport aus Europa verboten um eigene Recyclingstrukturen aufzubauen. Dies betrifft Milliarden Tonnen Plastikmüll, alleine aus Deutschland sind 560.000 Tonnen jedes Jahr nach China gelangt.
China produziert mit wachsendem Wohlstand inzwischen selbst mehr Müll und wird umweltbewusster. Überall im Land werden moderne Recycling- und Verbrennungsanlagen gebaut.
Nach dem China den Müllimport verbannt hat, landen diese Abfälle in anderen Ländern, vor allem in Südostasien, Malaysia, Indonesien, Vietnam, Thailand und Indien. Alleine 87 % der Kunststoffabfälle aus den EU-Mitgliedsländern wurden nach China exportiert und müssen jetzt anderweitig verarbeitet werden.
Malaysia ist der größte Importeur des Abfalls aus Südostasien geworden. Von Januar bis Juli 2018 importierte das Land allein aus zehn Ländern 500.000 Tonnen Plastikmüll.
Im Jahr 2015 hat Indien den Import von Plastikabfällen – insbesondere PET-Flaschen verboten, da diese nicht recycelt werden konnten.
Indien recycelt intern einen höheren Anteil an Plastikmüll als andere reiche Länder.
Das Land produziert täglich fast 26.000 Tonnen Plastikmüll, von denen etwas mehr als 15.500 Tonnen gesammelt werden.
Bedenken bestehen jedoch hinsichtlich der weit verbreiteten Verwendung von Kunststoff. Experten sagen, dass Recycling zwar eine gute Praxis ist, der Fokus aber weiterhin auf der Reduzierung des Verbrauchs liegen muss.
Was macht man jetzt mit dem ganzen Müll, der nicht mehr exportiert werden kann?
Kurzfristig wird wahrscheinlich ein Teil der Kunststoffabfälle, die bisher exportiert wurden, zwischengelagert oder in andere Länder exportiert. Der weitaus größere Teil wird aber vermutlich in den ohnehin schon gut ausgelasteten Müllverbrennungsanlagen landen.
Welche Lösungen werden durchgesetzt?
Es ist eine Tatsache, dass es zu wenig von dem bereits bestehenden Plastikmüll recycelt wird aber recyceln soll nicht die Hauptmaßnahme sein, um das Problem mit dem Müll zu bekämpfen.
Das Verpackungsgesetz stürzt sich vor allem auf Recycling aber in Europa fehlen Recyclinganlagen die, die Wiederverwendung von Stoffen stimuliert. Um kurzfristig effektiv etwas bewirken zu können muss die Lösung also Müllvermeidung, am besten Zero Waste sein.
Wird der nicht recycelte Plastikmüll einfach verbrannt?
Laut Experten des Wuppertal-Instituts werden zwei Drittel des Plastikmülls als Ersatzbrennstoff in der Industrie verfeuert – allerdings nicht in den klassischen Müllverbrennungsanlagen. Diese seien jetzt schon ausgelastet und zu teuer. Vorwiegend würden Zementwerke den Müll verbrennen. Sie könnten ihn als Alternative für fossile Brennstoffe nutzen.
Die Verbrennung des Mülls ist aber schlecht für das Klima. Nicht nur, weil mehr CO2 freigesetzt wird, sondern der alte Kunststoff kann nicht mehr recycelt werden und die Industrie muss neuen Kunststoff produzieren. Das fördert die Verschwendung von neuen Ressourcen.
Das internationale Umweltabkommen regelt die Entsorgung und den Export gefährlicher Abfälle. 187 Nationen, darunter auch Deutschland, haben sich darin verpflichtet, beim Handel mit gefährlichen Abfällen gewisse Regeln einzuhalten. Ungefährlicher Abfall darf zur Verwertung nach EU-Recht und internationalen Beschlüssen frei gehandelt werden.
Zero Waste
Laut der sogenannten Abfall-Hierarchie hat die Vermeidung von Müll oberste Priorität.
Zero Waste – Null Müll ist eine Bewegung, die zeigt, dass auch heutzutage ein Leben ohne Müll möglich ist.
Zero Waste bezieht sich auf die Abfallvermeidung im Gegensatz zur Abfallentsorgung am Ende der Kette. Es ist ein ganzheitlicher Systemansatz, der darauf abzielt die Art und Weise wie Materialien durch die Gesellschaft fließen, massiv zu verändern ohne, dass Verschwendung entsteht.
Zero Waste umfasst mehr als die Beseitigung von Abfällen durch Recycling und Wiederverwendung. Der Schwerpunkt soll auf der Umstrukturierung der Produktions- und Vertriebssysteme zur Reduzierung von Abfällen liegen. Dies ist eher ein Vorhaben oder Ideal als ein hartes Ziel. Es liefert Leitprinzipien, um kontinuierlich auf die Beseitigung von Abfällen hinzuarbeiten.
Zum Mitnehmen
Wenn Verpackungsmüll aus Deutschland exportiert wird, gilt dieser offiziell als recycelt und kann sogar in die Berechnung der deutschen Recyclingquoten integriert werden. In der Realität verfügen die Zielländer meist jedoch weder über eine ausreichend große Recyclinginfrastruktur noch über umfassende Kontrollsysteme durch die örtlichen Behörden. Nur ein Teil der Abfälle wird daher tatsächlich recycelt. Der Rest wird unter niedrigen Umweltstandards verbrannt oder deponiert. Dies hat ökologische Folgen in Form von Emissionen durch die Verbrennung und Einträgen von Plastik und Schadstoffen in die Natur, Gewässer und letztlich ins Meer. Darüber hinaus leidet die lokale Bevölkerung unter diesen Belastungen, wenn Luft, Böden und Gewässer vor Ort verschmutzt werden.
Ohne Müll kann man leben, wenn man in unverpackt Läden einkaufen geht, gebrauchte Möbel und Klamotten kauft und selber viele Sachen für Haushalt und Hygiene herstellt.
Es wäre schön, wenn jeder ein wenig davon tun kann und für sich eine Lebensumstellung in Richtung Nachhaltigkeit interessiert, um so den Konsum auf das notwendigste Minimum zu drücken.
Es war spannend, die Probleme von Plastikmüll mal so auf den Punkt gebracht zu lesen. Ich werde in Zukunft versuchen noch weniger davon zu produzieren… Nur schade, dass der nächste Unverpackt-Laden viel zu weit weg ist. :-/