Seid ihr neugierig wie man die Recycling-Codes von Kunststoffverpackungen entziffert?
Recycling bezeichnet die Umwandlung von Müll in neue nutzbare Produkte und Gegenstände. Durch die SPI (Society of the Plastic Industry) hat sich das Recyclingsymbol (drei Pfeile in einem Dreieck verbunden) etabliert. Die Zahlen die in dem Dreieck stecken, sind dafür da um den Kunststoff zu identifizieren und erzählen meistens die wahre Story ob und inwiefern das Plastik Recyclingfähig ist oder nicht.
Kunststoffe werden in den meisten Fälle als Plastik bezeichnet. Der Grundstoff fast aller Kunststoffe ist Erdöl. Daraus werden Kohlenstoffverbindungen hergestellt und mit verschiedenen Zusatzstoffen versetzt. Um Kunststoffe zu produzieren, werden viele giftige Chemikalien als Zusatzstoffe benutzt. Dadurch erreicht man verschiedene Eigenschaften des Endproduktes, wie zum Beispiel Flexibilität und Stabilität. Mithilfe folgender Zusatzstoffen werden Kunststoffe hergestellt:
- Weichmacher (Phthalate)
- Bisphenol A (BPA)
- bromierte Flammschutzmittel
- Organozinnverbindungen
Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff, ihr müsst nicht alle Kunststoffe fürchten.
Um die verschiedenen Arten zu unterscheiden, was für die Sammlung und das Recycling wichtig ist, gibt es genormte Kurzzeichen. Dieses bezeichnen den hauptsächlich im Produkt enthaltenen Kunststoff.
Auf einer Verpackung aus Kunststoff, in der Regel am Boden, befindet sich eine kleine Grafik die mit Ziffern 1 bis 7 gekennzeichnet wird, die in der Mitte angeordnet sind. Diese Zahlen verraten uns, welches Material zur Herstellung der Verpackung verwendet wurde, und ob sie für unsere Gesundheit sicher sind.
Viele
unserer Alltagsgegenstände bestehen aus Plastik oder haben zumindest
Bestandteile daraus. Haltbarkeit und Formbarkeit sind ein Hauptgrund
für den massenhaften Einsatz.
So steht beispielsweise PET für Poly-Ethylen-Terephtalat und PVC für Poly-Vinyl-Chlorid.
Polyethylen ist weltweit mit ca. 38% meist verwendeter Kunststoff. Nicht alle Plastikprodukte können nachhaltig verwendet werden.
01 PET – Polyethylenterephtalat
PET findet vor allem in Behältern für Kaltgetränke Verwendung. Das enthaltene Acetaldehyd und Antimontrioxid kann mit der Zeit in die Umgebung und die darin aufbewahrte Flüssigkeit abgegeben werden. Bei höheren Temperaturen, sowie Sonneneinstrahlung steigt der Anteil an Stoffen, der in die Lebensmittel gelangen kann („chemischer“ Geschmack). Am besten die Flaschen vor Hitze schützen und keine heißen Flüssigkeiten einfüllen.
z.B.Getränkeflaschen,
Verpackungen, Polyesterfasern etc.
Vermeiden
02 PE-HD – Polyethylen hoher Dichte
Polyethylen ist der weltweit mit Abstand am häufigsten verwendete Kunststoff und wird in erster Linie für Verpackungen verwendet. Er gilt nicht als gesundheitsgefährdend, ist jedoch umweltverschmutzend. Östrogenartig wirkende Chemikalien können enthalten sein. HD steht für die Dichte.
z.B.
Spülmittel-, Waschmittel- oder Reinigungsmittelflaschen, Verpackung,
Küchengeschirr
Bedenklich
03 PVC – Polyvinylchlorid
Die PVC-Kunststoffe werden in Hart- und Weich-PVC unterteilt.
Hart-PVC zersetzt sich nicht und schadet weder Wasser noch Luft, allerdings nimmt es gerade deswegen auf der Müllhalde viel Platz ein.
Weichmacher (Phtalate) machen Weich-PVC erst biegsam und geschmeidig, gelten aber als fortpflanzungsschädigend (Unfruchtbarkeit, Krebs) und sind damit gesundheitsgefährdend. Von den Inhaltsstoffen des Weich-PVC kann man auch mit großer Sicherheit annehmen, dass diese das Sickerwasser und somit die Umwelt verschmutzen.
PVC lässt sich bedingt Recyclen. Durch thermische Verfahren können aus dem Kunststoff wieder neue Formen hergestellt werden, jedoch verringert sich dabei jedes Mal die Qualität des Materials (Downcycling).
Hart-PVC:
Fensterprofile, Abflussrohre etc.;
Weich-PVC: Bodenbeläge,
Kinderspielzeug, Schläuche, Kunstleder, Schwimmreifen, Dichtungen,
etc.
Unbedingt
vermeiden
04 PE-LD – Polyethylen niedriger Dichte
Polyethylen gilt zwar nicht als gesundheitsgefährdend, aber als umweltverschmutzend. LD steht für die Dichte. Richtig entsorgt (Grüner Punkt) sind Polyethylene aber Recyclebar und können so theoretisch wieder zu z.B. Verpackungsprodukten verarbeitet werden.
z.B.
Folien, Plastiktuben, Kunststofftaschen und Beutel.
Bedenklich
05 PP – Polypropylen
Gilt nicht als gesundheitsschädigend, aber als umweltverschmutzend. Grundsätzlich ist Polypropylen gut recycelbar, jedoch wird der Recyclingprozess durch äußere Verunreinigungen wie z.B. Essensreste, stark beeinträchtigt. Wahrscheinlich deshalb wird weltweit nur ca. 1% des eingesetzten Propylens recycelt.
z.B.
Becher, Lebensmittelverpackungen, Plastiksäcke
Bedenklich
06 PS – Polystyrol
Besser bekannt unter dem Handelsnamen Styropor ist grundsätzlich recycelbar, aber die Technik ist noch nicht weit genug verbreitet und gilt daher aktuell als umweltverschmutzend. Wird Styropor oder Polystyrolschaum erhitzt, kann Styrol freigesetzt werden, welches als krebsauslösend gilt.
z.B.
Schaumstoffe, Becher, Schalen bei Lebensmittelverpackungen,
Isolierungen
Bedenklich
07 O – O (Other) steht für “andere Kunststoffe”
Hier fallen alle anderen Kunststoffarten hinein.
z.B.
Mikrowellengeschirr, CD-Hüllen, Trinkflaschen, Kassenzettel,
Beschichtungen etc.
Es
ist eine sehr heterogene Gruppe.
- PC
– Polycarbonat (CDs,
DVDs, Glasersatz bei Flaschen) sowie Epoxidharze (Innenbeschichtung
von Konservendosen) enthalten Bisphenol A (BPA), das bereits in
geringsten Mengen in den Hormonhaushalt eingreift. Der Stoff wird
mit Störungen in der Sexualentwicklung, Hyperaktivität, Krebs und
mit Herz-Kreislauferkrankungen in Zusammenhang gebracht.
Unbedingt vermeiden - PMMA – Polymethylmethacrylat (Plexiglas, Acrylglas – Glasersatz, Autoscheinwerfer, Optik, Uhrengläser, Schmuck, etc.)
- ABS – Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (Spielzeug, Elektrogeräte, ect.). In 3D-Druckern wird ebenfalls ABS verwendet. Zu 99% sortenrein recycelbar.
- GFK – Glasfaserverstärkter Kunststoff (Fiberglas – Auto-, Schiffs- und Flugzeugbau, Rohre, Badewannen, etc.)
- Oft sind auch biologisch abbaubare Kunststoffe mit 07 gekennzeichnet. Die Verrottungszeit von Bio-Kunststoff dauert relativ lange. Daher wird Bio-Kunststoff in großen Schnell-Kompostanlagen unvollständig abgebaut und oft aussortiert. Für die Mikroorganismen im Kompost hat Bio-Plastik keinen Nährwert!
Interessante und bedenkliche Fakten
Zwischen 1950 und 2015 wurden weltweit ca. 8,3 Mrd. Tonnen Kunststoff hergestellt und dies ergibt etwa 1 Tonne pro Kopf der Weltbevölkerung. Die Hälfte hiervon stammt aus den letzten 13 Jahren. Von dieser Menge wurden ca. 6,3 Mrd. Tonnen zu Abfall, der zu 9% recycelt, zu 12% verbrannt und zu 79% auf Müllhalden deponiert wurde bzw. sich in der Umwelt anreichert. In Deutschland werden immerhin 45,9% der Gesamt-Kunststoffabfälle recycelt.
Nur 9% der Kunststoffabfälle werden recycelt
Die Umwelt leidet zwei Mal Dank der Plastikproduktion. Das erste Mal von der Erdölgewinnung bis zur Herstellung und das zweite Mal bei der Entsorgung. Durch die Müllverbrennung werden Giftstoffe freigesetzt und der restliche Müll landet meistens in den Flüssen und weiterhin im Meer.
Der durchschnittliche Verbrauch der Deutschen liegt bei etwa 37 Kilo Verpackungsmüll pro Jahr. Weltweit werden pro Minute fast eine Million Getränkeflaschen aus Kunststoff verkauft.
Zum Mitnehmen:
Wollt ihr die Umwelt entlasten und nachhaltig leben, dann trennt den Müll konsequent, achtet darauf welche Kunststoffe aktiv in eurem Alltag teilnehmen und versucht euer Bestes die Mengen an Müll zu reduzieren. Wenn jeder bewusst etwas für die Umwelt tut, investiert er in die eigene Zukunft und für ein besseres Morgen.
Kunststoffe mit folgende Bezeichnung sollten unbedingt vermieden werden:
- 03 PVC
- 06 PS
- 07 O und PC (bei dieser Bezeichnung solltet ihr genau lesen es gibt auch welche die nicht gefährlich oder sogar Biologisch-abbaubare Kunststoffe sind)
Tipp:
Die meisten Menschen machen Fehler bei der Papierentsorgung. Erfahre hier mehr über das richtige trennen von Papier und welche Ausnahmen und Fallstricke es gibt.